Eine ganze Woche verbrachten wir bei Teri und Dave in Sacramento. Die beiden haben uns wie Familienmitglieder willkommen geheissen. Wir haben uns auf Anhieb wohl gefühlt und konnten an ihrem Leben teilhaben.
Dave hat sich wahnsinnig gefreut, dass er mit Stefan über Toyota und Autos im generellen fachsimpeln konnte. Und ich war froh, hatte ich endlich mal eine Pause von all den Begriffen. In dieser Woche habe ich zusammen mit Teri viel auf ihre Enkel aufgepasst. Am Samstag haben wir einen typisch amerikanischen Tag verlebt. Morgens sind wir mit Dave und seinem Freund Jeff aufs Boot. Die beiden sind Wasserski Fahrer. Stefan hat sich auf den Skiern versucht während ich das Wakeboard bevorzugte. Auf ein Brett aufzupassen war mir lieber als zwei. Und siehe da, es klappte gleich beim ersten Mal. Ein tolles Gefühl, über das Wasser zu brausen. Allerdings mögen die Beine und Arme nicht so lange mithalten wie ich gerne gehabt hätte. Aus der Puste und mit müden Muskeln kehrten wir nach Hause zurück. Da erwarteten uns schon die Kinder (die in unserem Alter sind) von Dave. Zum Dank für die wunderbare Woche haben wir für alle Cordon Bleu gekocht. Der typische Tag endete mit einem American Football Spiel. Dieses war sehr unterhaltsam, auch wenn ich die Regeln nie ganz verstanden habe. Nach einer Woche wurde es Zeit, Abschied zu nehmen. Dies viel uns allen schwer, wer weiss wann wir sie wiedersehen. Aber wir hatten eine geheime Mission zu erfüllen, deshalb mussten wir uns wirklich auf den Weg machen. Mehr davon später. Beinahe hätte ich es vergessen! Wie im letzten Beitrag erwähnt, bekam auch unser Zebra ein neues Outfit. Wir haben einen neuen Reserveradhalter auf die Stossstange machen lassen. Jetzt können wir einige Sachen, die uns innen gestört haben nach aussen verlagern.
Der erste Stop war Yosemite Nationalpark. Kurz davor haben wir einen Schlafplatz gefunden und sind am nächsten Morgen in den Park gefahren. Im Valley haben wir unser Auto parkiert und konnten danach den kostenlosen Shuttlebus nutzen. Ein super System, denn so brauchten wir uns keine Sorgen zu machen, ob es an den Sehenswürdigkeiten einen freien Parkplatz hatte. Zuerst sahen wir uns das Rinnsal, das sich Yosemite Falls nennt, an. Zur richtigen Zeit ist das sicherlich ein sprühender Wasserfall, wir waren nun mal zum Ende des Sommers hier. Wir liessen uns zum Mirror Lake Trailhead weiterkutschieren. Die Kulisse mit den Felsen im Hintergrund war der Wahnsinn. Kein Wunder wollte ich am nächsten Tag hoch hinaus. Wir bestiegen den Sentinel Dome, wo wir die einzigen waren um 7 Uhr morgens. Frühes Aufstehen lohnt sich! Es war noch sehr frisch, doch der rundum Ausblick inklusive Half Dome einzigartig. Die Nebelschwaden stiegen vom Tal empor, gaben dem Bild einen geheimnisvollen Touch. Weiter gingen wir zum Taft Point, wo du auf überhängenden Felsen ins Tal und zum El Capitan schauen kannst. Über den Tioga Pass fuhren wir raus aus dem Nationalpark. Auf dem Pass wollte ich ein Foto machen und wurde beinahe weggewindet. Beim Einsteigen musste Stefan mich sogar reinziehen, damit ich die Autotür wieder zumachen konnte.
Am Mono Lake haben wir für die Nacht einen super Stellplatz gefunden – mit 100%-iger Aussichtsgarantie. Auf der einen Seite der See mit seinen Skulpturen und tiefblauen Farbe, auf der anderen die Berge und rundherum ein Wolkenspiel sondergleichen. Letztere drückten sich vom Yosemite Nationalpark rüber zu uns. Leider gehörte zu dieser Aussicht auch der Wind, die gibt es nur im Doppelpack wie es schien. Naja, warm angezogen in der Sonne sitzend liess es sich gut lesen. Am nächsten Morgen hörte ich den Regen auf unser Auto prasseln. Also drehte ich mich nochmals um. „Komm, schau raus!“, weckte mich Stefan zwei Stunden später. Siehe da, die Sonne lachte mir ins Gesicht und die Berge hat Petrus mit Puderzucker bestäubt. Schneeweiss waren die Gipfel.
Das Death Valley wollten wir abseits des Highways erkunden. Wir fuhren also von Norden in den Park. Ab Big Pine ging es östlich Richtung Eureka Dunes. Ich bin auf die höchste Düne, die man von unserem Campingspot sah, geklettert. Da musste ich allerdings herausfinden, dass dahinter noch viel grössere lagen. Ich fühlte mich so klein inmitten der Weite.
Am nächsten Tag wollten wir die Steel Pass Road bis zu den Warm Springs im Saline Valley fahren. Eine Offroad Strecke für Fortgeschrittene. Der Anfang war schnell gemacht. Allerdings kamen wir an den ersten Canyon, wo für uns kein Durchkommen mehr war. Wir stiegen aus und liefen ein Stück die Strecke ab. Nach 100 Metern waren wir uns einig, dass es dort nicht lang geht. Die Strecke war ein Flusslauf durchs Tal und zu ausgewaschen von den letzten Regenfällen. Teilweise waren Höhenunterschiede vom linken zum rechten Rad von über 50 cm zu überwinden. Einige Schleifspuren konnten wir auf den Felsen ausmachen. Das war uns alleine dann doch zu riskant. Somit ging es zurück auf die Big Pine Road zum Ubehebe Krater und weiter zum Racetrack. Das ist ein ausgetrockneter See mit einer Felseninsel in der Mitte. Die abgebrochenen Steine hinterlassen ihre „Wanderspuren“ auf dem ausgetrockneten Boden, daher der Name Racetrack. Plötzlich hörte ich ein donnerndes Geräusch. Als ich aufsah, konnte ich beinahe ins Gesicht des Piloten des Düsenjets sehen, so nah flog er über mich hinweg.
Die anstrengende Strecke lag noch vor uns: nämlich die Lippincott Road. Über die holprige Piste mit steilen Abgründen ging es über die Berge ins nächste Tal. Einmal hatten wir eine Schräglage, die uns ein ganz mulmiges Gefühl im Bauch zauberte. Stefan hat die Strecke allerdings gut gemeistert. An der Kreuzung zu den Warm Springs haben wir Mike kennengelernt. Er nahm uns gleich mit und zeigte uns den Weg. Wie aus dem Nichts taucht die Oase auf. Inmitten der Wüste tumeln sich Goldfische im Teich und in mehreren Becken kannst du dich bei angenehmen Temperaturen entspannen.
Auf der Saline Valley Road ging es am nächsten Tag wieder zurück auf die asphaltierte Strasse, die den Nationalpark für jedermann zugänglich macht. Nach fünf Fahrstunden erreichten wir unseren Nachtplatz kurz vor Vegas, wo am nächsten Tag die geheime Mission stattfinden sollte.
Nach dem Einchecken im Circus Circus Camping in Las Vegas nahmen wir ein Taxi zum Bellagio. Hier stieg nämlich Stefans Papa und Bruder mit Partnerinnen ab. Bis auf den Bruder Flo wusste niemand, dass wir auch hier waren. Und so waren alle erfreut uns zu sehen. Die Überraschung ist gelungen! Zusammen verbrachten wir fünf tolle Tage. Wenn wir nicht am Pool vom Bellagio gechillt haben, wurden die prunkvollen Hotels des Strips ausgecheckt. Beim Spielen war das Glück leider nicht auf unserer Seite. Die Show „O“ von Cirque du Soleil und den Heliflug über den Grand Canyon rundeten das Las Vegas Erlebnis ab. Die Stadt ist der Wahnsinn und für mich der Inbegriff von Amerika. Es war wie Ferien vom Reisen – auch das muss sein!
Ein Abstecher zum Hoover Dam lag auf dem Weg zum Joshua Tree Nationalpark drin. Es ist der grösste Dam der Staaten. Wir hatten Glück und konnten kostenlos an einer Führung teilnehmen. Danach führte unser Weg durch das Mojave Desert. Wiedermal ging es auf einer holprigen Piste vorwärts. Fast hätten wir eine Schildkröte gestreift, die ihren Snack am Wegesrand zu sich nahm. Zum Glück hat Stefan Adleraugen, die Tiere von normalen Steinen unterscheiden können.
Wir fuhren vom Nordwesten in den Joshua Tree Nationalpark. Nach einem Spaziergang im Hidden Valley ging es für uns über die Berdoo Canyon Road wieder aus dem Park. Auf dem Trail stiessen wir auf zwei Amis in einem Jeep. Am Ende wollten wir zusammen noch ein Bier trinken. Daher fuhren wir ihnen nach zur nächsten Bar. An einer blinkenden Ampel hielten wir an und wurden von einem Auto freundlicherweise reingelassen. Nach der nächsten Abzweigung hielt uns dann doch tatsächlich ein Polizist an und behauptete, wir hätten bei der vorletzten Ampel nicht angehalten. Er wollte unsere Versicherung sehen und den Führerausweis. Als er zurückkam, meinte er, an einer blinkenden Ampel muss man anhalten. Auf meine Erwiderung, dass wir das gemacht hätten, sagte er nur, er spreche mit dem Fahrer nicht mit mir. „Arschloch!“, dachte ich mir und war besser still. Dies war das erste Mal, dass wir angehalten wurden seit wir unterwegs sind. Gott sei Dank war die Versicherung noch einen Tag gültig. Das Glück, das uns in Vegas verlassen hatte, sei uns hier hold.
In San Diego konnten wir bei Arnie und seiner Familie übernachten und uns für den bevorstehenden Grenzübertritt vorbereiten. Arnie ist ein Kite Surfer, den wir südlich von Sacramento kennengelernt haben, nachdem wir uns von Jenny und Beat verabschiedet hatten. Er hat uns die Stadt gezeigt. Ein guter Ort zum Leben mit angenehmen Temperaturen. Die letzten Tage in den USA verlebten wir ziemlich relaxed.
Wie immer vor einem Grenzübertritt war ich ziemlich nervös. Ich hoffe das legt sich mit der Zeit. J Seid gespannt wie es uns auf der Baja ergeht.
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